Vom Entwickeln des Willens
„ich will aber…“, was für die Erwachsenen öfter mal eine Herausforderung bedeutet, ist für den kleinen Menschen so ab etwa 18 Monaten ein wichtiger Entwicklungsschritt auf dem Weg zu seiner ganz eigenen Persönlichkeit: die Entwicklung des eigenen Willens.
Zunächst äußert das Kind nur seine Grundbedürfnisse nach Nähe, Kontakt, umsorgt und genährt werden, wenn es in den ersten Lebensmonaten weint und schreit. Alle Gefühle und Bedürfnisse sind in dieser Zeit elementar und existentiell, denn der kleine Mensch ist völlig auf die Aufmerksamkeit und Fürsorge seiner Bezugspersonen – zunächst der Mutter, aber auch allen anderen Menschen in seiner Umgebung – angewiesen. Gelingt es den Erwachsenen auf die Gefühle und Bedürfnisse des Kindes einzugehen, reagiert es in den meisten Situationen zufrieden. So werden die Grundlagen für sein Sicherheitsgefühl in der Welt und für sein tief inneres Gefühl der Daseinsberechtigung gelegt.
Nachdem Kinder dann zunächst ihrem eigenen Antrieb folgend ihre Umwelt mit allen Sinnen erkundet haben, erweitert sich ab etwa 18 Monaten ihr Handlungsspielraum in jeder Hinsicht. Eng verbunden mit der Entwicklung des Denkens und der Sprache entwickeln sich ein Ichgefühl und damit auch der eigene Wille. In der Interaktion mit den wichtigsten Personen ihrer Umgebung erleben sie, dass sie mit ihrem Verhalten Reaktionen bewirken können und probieren aus.
Was Kinder eigentlich vor allem dabei üben und lernen, ist das Umgehen mit ihren Gefühlen und Bedürfnissen. Dies gelingt vor allem in der Trotzphase, so etwa in diesem Alter von 18 Monaten noch nicht besonders gut. Das Kind hat jetzt eine Vorstellung davon, was es will und will dies auch unbedingt erreichen. Klappt dies aus unterschiedlichen Gründen nicht, hat es in diesem Alter zunächst von sich alleine noch keine Vorstellung von alternativen Möglichkeiten und wird so leicht von seinen Gefühlen überwältigt und gerät in Verzweiflung.
Diese Erfahrung führt dazu, dass es in Zukunft versucht mit allen ihm zur Verfügung stehenden Fähigkeiten seinen Willen durchzusetzen, weil es solche Enttäuschungen nicht wieder erleben möchte. Hinzu kommt, dass auch jeder Mensch ganz individuell mit einem bestimmten Temperament geboren wird und dies beeinflusst schon bei kleinen Kindern wie intensiv sie mit ihren Gefühlen und Bedürfnissen reagieren. Je nach dem fällt es ihnen leichter oder schwerer, sich an äußere Umstände und Erwartungen anzupassen, d.h. allmählich zu lernen sich selbst dazu anzuleiten, eigene Bedürfnisse, Wünsche und Handlungsimpulse evtl. zurückzustellen oder andere Wege zu finden, damit umzugehen. Dazu gehört auch zu lernen, sich in andere Menschen einzufühlen und eine Situation nicht nur aus der eigenen Perspektive heraus wahrzunehmen. Besonders hier brauchen Kinder die geduldige und verständnisvolle Anleitung ihrer Bezugspersonen, denn das Verhalten der Bezugspersonen spielt in dieser aufregenden Entwicklungsphase eine große Rolle. Sie sind nicht nur Vorbild, sondern ihr Verhalten trifft auf das Temperament der Kinder.
Sind Eltern oder Erzieher schnell selbst gestresst und reagieren laut und schimpfend, dann können sich Situationen zwischen Kindern und Erwachsenen schnell hochschaukeln. Reagieren sie geduldig, beruhigend und anleitend, gelingt es in der Regel leichter, Kinder auch wieder zu beruhigen. Ein Blick auf die Entwicklung von Gefühlen und Bedürfnissen von Kindern im Vorschulalter erleichtert das Verständnis für ihre Reaktionen und hilft hilfreiche Wege zu finden, damit umzugehen.
Das Vermitteln von Regeln, Grenzen und Strukturen im Alltag muss keineswegs im Widerspruch stehen zu einer wertschätzenden und achtsamen Kommunikation im Alltag, sondern unterstützt Kinder langfristig dabei, im Alltag gut mit sich und anderen Personen zurechtzukommen.
Es geht auch keineswegs um „Willebreche“ und sie auf keinen Fall zu verwöhnen – eine Erziehungshaltung, die bis heute noch nicht völlig verschwunden ist und von einer Ärztin, Johanna Haarer, propagiert wurde, deren Erziehungsratgeber während, aber auch nach dem 2. Weltkrieg in Millionenauflage in fast jedem Haushalt standen. Sie riet Säuglinge und Kleinkinder schreien zu lassen und sie so lange zu isolieren, bis sie ihren eigenen Willen aufgegeben haben. Aus der Psychotherapie sowohl mit Kindern als auch mit Erwachsenen ist dagegen hinlänglich bekannt, dass diese Erziehungsmethode zu Stress und zu erheblichen seelischen Nöten führt.
Außerdem können Kinder im Vorschulalter noch gar keine Gewohnheiten im erwachsenen Sinne bilden. Sie folgen ihren Impulsen und je nachdem, wie viel Spielraum und Erfolg sie damit haben, lernen sie diese immer wieder durchzusetzen oder sich auf ihre Umgebung einzustellen und abzuwägen. Erwachsene können eine Eskalation vermeiden, wenn sie auf ein Kind, das unbedingt etwas will mit Blickkontakt, klar und verständlich in der Ich-Form reagieren: „Ich will, dass du jetzt auf mich wartest, weil wir beide noch unsere Jacke anziehen müssen, da es kalt ist draußen…“ anstatt mit einem Angriff auf das Selbstwertgefühl:“ …mach jetzt hier keinen Zirkus, du nervst schon wieder mal…“.
Auch Nicht-Formulierungen verstehen Kinder von ihrem Sprachverständnis her noch nicht so gut: „Kannst du nicht aufhören..?“. So erfahren sie nicht, was genau von ihnen erwartet wird und warum und fühlen sich von Ton und Wortwahl wiederum eher angegriffen. Die Reaktion darauf wird nicht unbedingt die erwünschte sein.
Auch Bitten oder Fragen, wenn sie nicht angebracht sind: „Kannst du bitte jetzt endlich kommen…“ oder ..“sollen wir jetzt nach Hause gehen.?“ räumen dem Kind einen scheinbaren Entscheidungsspielrum ein, wo er gar nicht angebracht ist. Sie fördern im Gegenteil eine eher Ich-bezogene Einstellung, bei der Kinder sich darin bestärkt fühlen, auch in anderen Situationen ihren Willen selbstverständlich kund zu tun und durchzusetzen, was langfristig zu erheblichen Problemen in Kita, Hort und Schule führen kann. Sie lernen so schwerer, dass es zu den Alltagskompetenzen gehört, sich an manche Situationen anzupassen, Anweisungen zu verstehen und zu akzeptieren.
Eine echte Bitte: „Bitte hol mir Deine Tasche..“ ist ein verständliches Anliegen. Befehlen „Mach jetzt…“, warnen, drohen: „sonst gibt es heute keine Geschichte mehr zum Vorlesen“ kritisieren: „ ..das müsstest du jetzt endlich mal verstanden haben…“, beschuldigen: „ wegen dir komme ich wieder zu spät…“, oder beschämen: ,.. das lernst Du wohl nie…“ schadeneiner guten Beziehung zwischen Erwachsenem und Kind und hier vor allem der Entwicklung des Selbstwertgefühls und Selbstbewusstseins des Kindes.
Außerdem wird so Wut und Trotz gefördert: „Wenn ich schon so blöd bin und mich keiner mag, dann kann ich auch..“ denkt sich ein Kind, das solche Aussagen öfter hört und die Gefahr besteht, dass es beginnt sich und seiner Umwelt sein negatives Selbstbild zu bestätigen. Wenn die Bezugspersonen im Kontakt und im Gespräch mit den Kindern ihre Wahrnehmung mitteilen: „Du willst jetzt nicht alleine sein, komm her zu mir…“ so sind sie wie ein Spiegelfür die Kinder. Gefühle wie Trauer, Freude, Schmerz, Wut, Ängste erhalten einen Namen, werden benannt und kommentiert und so kann ein Kind die Begriffe und damit selbst seine Gefühle allmählich benennen lernen.
Wenn Kinder ihre eigenen Bedürfnisse zurückgestellt haben und darüber traurig, enttäuscht oder wütend sind, brauchen sie Verständnis für ihre Gefühle, d.h. nicht, dass sie diese destruktiv gegen andere, sich selbst oder Gegenstände ausleben dürfen. Mik schreit und wirft kleine Steine in Richtung Jan, der mit dem Roller Kreise dreht. Die Erzieherin sieht es und spricht Mik an: „Du willst jetzt auch gerade mit dem Roller fahren und nun hat ihn Jan gerade und das ärgert Dich. Was kannst du jetzt tun?“ Jan: „Ich schmeiß ihn runter..“ Erz.: „Halt, Stop… das kann ihm weh tun.. was kannst du denn sonst tun..? „Weiß nicht…“ Erz.:“Frag Jan doch mal, wie lange er noch fahren will, ob es ihm gerade Spaß macht…“. Junge geht zu Jan:“ Ich will auch mal fahren.. willst du noch…?“ Jan.:„Nein, ist schon o.k., hier hast Du ihn. “ Erz.: „Das habt ihr beide gut gemacht, ohne Streit eine gute Lösung miteinander gefunden…“
Kinder müssen auch nicht dazu angeleitet werden, ihren Willen aufzugeben, indem sie immer wieder Verständnis für die Befindlichkeit von Erwachsenen aufbringen sollen: „Bitte versteh doch mal, dass ich zu viel Arbeit habe, es mir nicht gut geht und ich nach Hause muss…“ Hilfreicher für ein Kind im Vorschulalter ist die Mitteilung „Ich weiß, dass du jetzt traurig bist, weil wir nicht mehr deine Freundin besuchen können und du kein Eis bekommst. Wir überlegen, wie wir das morgen machen können, heute muss ich noch etwas Wichtiges erledigen…“ so erhält eine Kind Informationen über die Situation, ohne gleichzeitig zu viel Verantwortung für sein Alter übertragen zu bekommen.
Gerade bei dieser Art der Ansprache kann es durchaus auch lernen, eine Situation nicht nur aus seiner Sicht heraus wahrzunehmen und Mitgefühl zu entwickeln. Natürlich kann niemand im Alltag mit all seinen Herausforderungen stets die Gelassenheit in Person sein, aber Wissen über die Zusammenhänge und Verständnis für die Entwicklungsschritte können es erleichtern, kritische Situationen zu meistern.
Kinder brauchen den Kontakt und die hilfreiche Kommunikation mit den Bezugspersonen, denn hier entwickeln sie die Kommunikation mit sich selbst. So können sie lernen abzuwägen zwischen dem Drang, unbedingt ihren Willen durchsetzen zu wollen ohne Rücksicht auf andere Personen und die Erfordernis einer Situation oder aber ihre Gefühle und Bedürfnisse bei sich selbst wahrzunehmen und durchaus in ihrem Interesse Handlungsimpulse zu steuern (in der Fachsprache Emotionsregulation genannt).
Mit den Fähigkeiten, sich in eine andere Person einzufühlen oder auch ein Anliegen aus deren Perspektive zu betrachten, kann ein harmonisches Zusammenleben immer öfter gelingen zur Zufriedenheit aller.
Literatur: Hedi Friedrich: Beziehungen zu Kindern gestalten, Cornelsen Verlag 2013
M. Holodynski, Rolf Oerter: Motivation, Emotion und Handlungsregulation in: Entwicklungspsychologie, Oerter/Montada, Beltz Verlag 2002
Selbstbildendfassung
Zunächst nach der Geburt ist erst einmal die liebevolle Versorgung der Grundbedürfnisse für den kleinen Menschen die wichtigste Voraussetzung für die zunehmend selbstständige Erkundung der Welt. Auch wenn die Entwicklung des Selbstbildes dabei schon sehr früh in den ersten Lebensjahren beginnt, gewinnt ab dem Alter von 3 Jahren das Thema der Identität immer mehr an Bedeutung: wer bin ich, was kann ich, was will ich?
Das Bild, das ein Kind von sich selbst entwickelt, bestimmt sein weiteres Denken und Handeln bis ins Erwachsenenalter hinein. Dabei spielt die Qualität der Lebenserfahrungen Insgesamt eine wichtige Rolle für die Entwicklung von Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen oder von Selbstunsicherheit oder sogar Selbstablehnung.
Da Kinder ihr Bild von sich im lebendigen Austausch mit ihren wichtigsten Bezugspersonen entwickeln, zu denen die ErzieherInnen auf jeden Fall gehören, spielen deren Äußerungen und deren Verhalten eine wichtige Rolle.Worte, Mimik, Ton und Gesten wirken wie ein Spiegel, in den das Kind schaut. Jede Reaktion ruft bei ihm bestimmte Empfindungen hervor, so kann es sich z.B. geschätzt und angenommen oder aber abgelehnt und beurteilt fühlen.
Welche Schlüsse ein Kind zieht, um daraus sein ganz persönliches „„Lebensdrehbuch“ zu entwickeln, hängt von seinem Temperament, den Menschen seiner Umgebung, seinen familiären und kulturellen Lebensbedingungen und vor allem eben auch davon ab, wie das Kind sie für sich bewerten und verarbeiten kann. Fest steht, dass in diesem Lebensdrehbuch nicht nur das Bild von sich und anderen Menschen festgeschrieben wird, sondern auch die meisten Denk-, Wahrnehmungs-, Fühl- und Handlungsmöglichkeiten für später. Dies ist ein lebendiger Entwicklungsprozess zwischen Selbstausdruck und Anpassung, der für die Bezugspersonen bisweilen auch schon einmal zu einer Herausforderung werden kann.
Für die Entwicklung des kindlichen Selbstbildes und seinen späteren Fähigkeiten, mit den eigenen Gefühlen und denen anderer Menschen umgehen zu lernen, spielt es eine große Rolle ob die erwachsenen Bezugspersonen einfühlsam und verständnisvoll oder genervt und eher ablehnend reagieren. Je achtsamer ErzieherInnen im täglichen Zusammensein mit Kindern mit Bewertungen und Urteilen umgehen, desto eher können sie ihnen helfen, Zutrauen zu ihren Fähigkeiten und Fertigkeiten zu gewinnen; sie bei der Entwicklung eines positiven Selbstbildes unterstützen. Kinder werden vorsichtig, ängstlich und unsicher, wenn sie befürchten, negativ bewertet zu werden. Sie lernen ihre eigenen Fähigkeiten selbst in Gedanken abzuwerten und in Frage zu stellen.
Eigeninitiative, Einfallsreichtum und Kreativität fallen diesen „Denkprozessen“ leicht zum Opfer: „Bevor ich Ärger bekomme, lasse ich es lieber…“. Dabei besteht die Tendenz, eher Eindrücke so wahrzunehmen, dass sie das Selbstbild bestätigen. „Unpassende“ Erfahrungen werden abgewehrt oder ignoriert. Ein Kind oder ein Jugendlicher, zu dessen Selbstbild es gehört, er sei unbeliebt, neigt eher dazu eine besondere Anerkennung seiner Person zu überhöhen oder abzuwerten, um bei seinem Bild zu bleiben. Erlebt es auf seine Selbstäußerungen immer wieder wertende Urteile und Zuschreibungen (…der ist hyperaktiv, zurückgeblieben u.a.), die dann auch noch von anderen Kindern und Erwachsenen aufgenommen werden, dann kann es sein, dass ein Kind sein Bild von sich den Aussagen anpasst und dann gegebenenfalls die Erwartungen erfüllt. Nicht wenige der sogenannten Verhaltensstörungen sind sehr oft unbewusst Ausdrucksweisen des Selbstbildes. (A. Krenz,2012).
Kinder im Vorschulalter drücken ihre Gefühle oft spontan aus. Wenn ein Kind erlebt, dass Erwachsene sein Gefühl ernst nehmen und ohne Wertung widerspiegeln, dann kann es lernen, mit diesen Gefühlen umzugehen. Die Gefühle und damit die Person des Kindes zu respektieren heißt aber nicht auch gleichzeitig alle Verhaltensweisen zu billigen. Erwachsene können ihm z.B. bei der Lösung eines Konfliktes durch Verständnis seines Ärgers helfen. „Ich verstehe, dass Du sauer bist“, aber auch klar mitteilen: „Ich will nicht, dass Du deinen Freund trittst. Wir finden einen Weg, wie ihr Euch einigen könnt“.
Gerade bei Konflikten gilt es, Lösungen zu finden, die dem Kind nicht seinen Willen an sich verbieten, sondern ihn anerkennen und abwägen, ob und wie das Anliegen umsetzbar ist und wo Grenzen liegen. Ignorieren des Willens kann sich auswirken wie ein Verbot von Eigeninitiative und Selbstständigkeit. Ein Kind, das das Gefühl dafür verliert, was es will, kann Schwierigkeiten entwickeln, sich zu orientieren und zu entscheiden und es fehlt ihm evtl. die Kraft dazu, Nein zu sagen, wann es wirklich angebracht ist.
Werden Kinder besonders im Vorschulalter zum Lernen und Ausprobieren ermuntert, fördert dies den Spaß am selbstständigen Denken. Gemeinsam mit ihnen Lösungswege für die unterschiedlichsten Alltagsprobleme zu suchen, fördert die Entwicklung von Verantwortungsbewusstsein und ist entscheidend für das Gefühl, auf das eigene Leben Einfluss nehmen zu können, was wiederum das Selbstbewusstsein stärkt.
Gerade die Großen in der Kita brauchen Ermunterung. Mit circa vier Jahren lernen Kinder ihre Aktivitäten nach Erfolg und Misserfolg einzuschätzen und entsprechend sich und ihre Fähigkeiten zu bewerten. Interesse an ihren Fortschritten und Anerkennung, auch wenn ihre Leistungen nicht perfekten Erwachsenenmaßstäben entsprechen. Zu hohe Leistungsansprüche können kindgemäße Unbekümmertheit und Neugier leicht zerstören und das Selbstbild nachhaltig beeinflussen in Richtung Selbstüberforderung und Selbstüberschätzung oder Versagensängste. Eine wichtige Rolle für die Entwicklung der Identität spielt auch der familiäre Hintergrund, die Familiengeschichte, mit der Kinder in eine Einrichtung kommen. Erzählen Eltern, Großeltern oder andere wichtige Bezugspersonen Erlebnisse und Erfahrungen aus ihrem eigenen Leben, oder selbst wenn es nur Andeutungen und eher beiläufige Bemerkungen gibt, dann hören Kinder sie. Je näher ihnen die erzählende Person steht, desto eher nehmen sie die Gefühle, die Gedanken und Einstellungen auf und sie werden Teil ihres eigenen Fühlens und Handelns, ihres Bildes von sich selbst. Untrennbar verbunden mit der eigenen Familie sind auch deren kulturellen Wurzeln. Mit ihnen wachsen Kinder auf und sie sind ein wichtiger Bestandteil ihres Selbstbildes. Wird diese Tatsache als selbstverständlich geachtet und erfährt ein Kind deshalb keine Abwertung oder Ausgrenzung, dann kann es sich zugehörig fühlen. Probleme entstehen besonders dann, wenn Kinder durch Anpassung an die jeweilige Situation verschiedene Identitäten einnehmen (sollen) – zuhause eine in der Familie gelebte und vom jeweiligen kulturellen Hintergrund geprägte und in der Einrichtung eine andere. Hier benötigen sie Hilfe, die manchmal sehr verschiedenen Lebenswelten zu einem eigenen Selbstbild zusammen zu bringen. Das geht nur mit der Erfahrung von Wertschätzung, von gegenseitigem Respekt und von Toleranz seitens aller Bezugspersonen.
Literatur:Hedi Friedrich (2014) Beziehungen zu Kindern gestalten, Berlin
Armin Krenz, (2012): Kinderseelen verstehen, München